Über die letzten Jahrzehnte wurde Tourismus immer billiger und zugänglicher. Vor Beginn der Pandemie rechnete man bis 2030 mit 1.8 Milliarden Menschen die jährlich reisen würden. Die Zunahme des internationalen und inländischen Reiseverkehrs bringt Vorteile wie ein erweitertes kulturelles Verständnis, wirtschaftliches Wachstum und die Erhaltung lokaler Denkmäler und Traditionen. Doch trotz der Vorteile des Tourismus gibt es jedoch auch eine Schattenseite der Branche: den Menschenhandel.
SCHNITTPUNKTE VON TOURISMUS UND MENSCHENHANDEL
Besonders Sex- und Arbeitshandel kommt in der Tourismusbranche vor. Dabei handelt es sich um Sextourismus, Kindermissbrauch und die Nutzung von Hotels für den Sexhandel. Des Weiteren, kommt der Arbeitsmissbrauch hinzu. Dies umfasst Kinderarbeit und Bettler, Hotelpersonal, Baupersonal und den Handel mit Arbeitskräften in der Lieferkette.
In den Vereinigten Staaten zum Beispiel, passieren 8,2% der Fälle von Menschenhandel für sexuelle Ausbeutung in Hotels. 1,3 % der Fälle der Arbeitsausbeutung geschieht in Restaurants und Bars und 0,6 % in Hotels.
Moderne Sklaverei kommt in allen Ländern und vielen Branchen auf der ganzen Welt vor. Laut internationalen Hochrechnungen waren im Jahr 2016 rund 40 Millionen Menschen in moderner Sklaverei gefangen und 152 Millionen Kinder waren Opfer von Kinderarbeit. Die Tourismusbranche ist besonders anfällig für den Menschenhandel und Ausbeutung. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Durch die relative Anonymität durch den häufigen Gästewechsel, können Opfer sowie Täter des Menschenhandels unbemerkt in Hotels und an Flughäfen verschwinden. Dies gilt insbesondere für Sexualstraftäter, die Hotels und Motels als Teil ihrer Tätigkeit nutzen können. Der häufige Einsatz von Subunternehmen für Bauarbeiter, Sicherheitspersonal, Kellner und Reinigungspersonal schafft außerdem eine erhöhte Anfälligkeit für den Menschenhandel in der Tourismusbranche selbst.
Betreffend sexueller Ausbeutung im Tourismus ist besonders Südost Asien ein bekannter Hotspot, auch wenn es um den illegalen Kindersextourismus geht.
TOURISMUS UND SEXHANDEL
Obwohl der Sexhandel ein weltweites Problem ist, welches alle Bevölkerungsschichten betrifft, sind mehr als 70% der Opfer Frauen. Die Region Asien und der Pazifik umfasst mehr als 2/3 der weltweiten Opfer von Menschenhandel mit mehr als 25 Millionen Opfer im Allgemeinen. Wenn es zu Tourismus kommt, spiegelt es sich in den Opferzahlen der Länder wider, wo sexuelle Ausbeutung im Tourismus am Häufigsten in Verbindung mit Menschenhandel zu finden ist.
Was die sexuelle Ausbeutung schwierig macht zu Verfolgen ist vor allem die Gesetzeslage mancher Länder wo Sexhandel legal ist. Viele Orte, an denen Prostitution legal ist, haben auch einen blühenden Sextourismus.
Touristen kommen für Sex Shows, Prostituierte, etc. Länder wie Thailand, aber auch die Niederlande in Europa sind bekannte Hotspots. Manche Tourismusagenturen fördern sogar den Sextourismus in Bangkok und Amsterdam, obwohl sich die Regierungen dieser Länder bemühen, ihr Image von diesen Wahrnehmungen zu befreien.
Prostitution ist seit mehr als 20 Jahren legal in den Niederlanden und seitdem boomt auch der Sextourismus. In Wirklichkeit arbeiten nicht alle legalen Sexarbeiter freiwillig in der Branche. Schätzungen zu Folge sind zwischen 40 % und 90 % der Frauen in Amsterdams Rotlichtviertel Opfer von Sexhandel. In Thailand jedoch ist Prostitution seit 1960 illegal. Nichtsdestotrotz, wird das Land seinen Ruf und die Stereotypen als Sextourismus Land Nummer 1 nicht los. Die ist vor allem der Zeit des Vietnam Krieges zuzuschreiben, wo viele US-Soldaten nach Thailand reisten um zu rasten und letztendlich den Sextourismus zu nutzen.
Aufgrund der Vorteile die der Tourismus dem Sexhandel und Missbrauch indirekt bietet, ist es umso wichtiger, dass sich die Branche aktiv gegen die Ausbeutung einsetzt.
KINDERSEXTOURISMUS
Währen Sextourismus vor allem nah an legaler Prostitution agiert, findet Kinderhandel und Missbrauch im Verborgenen statt. Global rechnet man damit, dass etwa 20% der Opfer von Sexhandel Minderjährige sind, wobei die Zahl vor allem im asiatischen Kontext weitaus höher liegen könnte. Der Verkauf von Kindern für Sex an Touristen ist ein großes Business; um die 250.000 Touristen haben jährlich Sex mit Minderjährigen während Ihrer Urlaube in Südost Asien. Schätzungen zu Folge kommen die Kunden meist aus Amerika und Australien.
Die Organisation ECPAT (End Child Prostitution in Asian Tourism) waren die Ersten welche sich mit dem Thema auf einer globalen Ebene auseinandersetzten und versuchen gegen den Missbrauch vorzugehen. Solltest du im Urlaub Beobachtungen von Missbrauch machen, wende dich an folgende Kontaktstelle: https://dontlookaway.report/
Wenn du mehr über den Kinderschutz in Urlaubsländern erfahren möchtest, lese dir unseren Artikel von Sarah zu dem Thema durch!
HOTELS UND SPORTEVENTS
Währen der Olympischen Spielen in Athen, 2004, gab es einen Rekordanstieg von 95% von Fällen des Menschenhandels rund um die griechische Hauptstadt. Besonders die Nachfrage nach Sexhandel stieg während des Sportevents. Große Sportveranstaltungen bringen große Mengen an Touristen – besonders männliche Sportfans. Man nimmt an, dass der Anstieg an Sexhandel auf die Ankunft der Fans (größtenteils männliche, ledige Touristen) zurückzuführen ist. Heutzutage gibt es jedoch keine standfesten Daten über die Fälle von Sexhandel rund um große Sportevents, was jedoch die Ausbeutung durch Arbeitskräfte nicht ausschließt.
In den USA gaben 75% der Opfer von Menschenhandel bekannt, dass sie sich zumindest einmal während Ihrer Ausbeutung in Hotels aufhielten. Besonders Escortservices werden häufig in Hotels und Motels angeboten. Sexuelle Ausbeutung passiert in allen Preisebenen, sei es ein billiges Motel oder das größte 5-Sterne Hotel der Stadt. Kunden dieses Sexhandels können Touristen oder Geschäftsreisende sein, sind jedoch am Häufigsten Einheimische.