Schattenseite Olympia

Vom 26. Juli bis 11. August 2024 verfolgte die Welt gebannt die Olympischen Sommerspiele in Paris. Doch während die Augen der Öffentlichkeit auf die sportlichen Höchstleistungen und beeindruckenden Inszenierungen gerichtet waren, drängte sich eine beunruhigende Frage auf: Führt diese Sportgroßveranstaltung zu einem Anstieg von Prostitution und Menschenhandel?

Die französische Regierung und verschiedene Organisationen gehen von einem Anstieg des Menschenhandels während der Olympischen Spiele aus. Diese Annahme basiert auf der Erwartung einer erhöhten Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen durch die vielen Touristen. Einen Anstieg der Nachfrage während Olympia hat auch die Zentralstellenleiterin für die Bekämpfung des Menschenhandels zum Zwecke sexueller Ausbeutung befürchtetet. Mit diesem Anstieg würde zeitgleich auch die Gewalt gegen die Prostituierten steigen. Zusätzlich wird davor gewarnt, dass insbesondere die Prostitution von Minderjährigen in den sozial benachteiligten Vorstädten im Norden von Paris zunehmen könnte. Reisende werden über Broschüren und andere Informationsmaterialien darauf aufmerksam gemacht und aufgefordert, verdächtige Aktivitäten zu melden. Wie auch schon bei der diesjährigen EM festgestellt, steigt die Prostitution während solchen Großveranstaltungen an. Außerdem trägt die Bequemlichkeit des digitalen Zeitalters, in dem ein einziger Klick ausreicht, um Menschenhandel und Prostitution zu unterstützen, erheblich zum Anstieg dieser Aktivitäten bei.

Heute ist die Art und Weise wie die Prostitution stattfindet verändert. Während früher organisierte kriminelle Netzwerke in den Straßen der Großstädte aktiv waren, hat sich das Geschäft zunehmend ins Internet verlagert. Eine Ermittlerin der Brigade zur Bekämpfung der Zuhälterei (BRP) in Paris erklärt, dass die gesamte Logistik, von der Zimmerbuchung bis hin zum Transport der Frauen, online abgewickelt wird. Diese Entwicklung macht es den Behörden schwerer, den Überblick zu behalten und die Prostituierten zu schützen. Die Digitalisierung hat nicht nur den Zugang zu diesen Dienstleistungen erleichtert, sondern auch die Anonymität der Freier erhöht. Trotz der verschärften Gesetze, die 2016 in Frankreich eingeführt wurden und die Inanspruchnahme von Sexarbeit kriminalisieren, bleibt das Problem weitgehend verborgen. Trotz der Möglichkeit der Medien gegen den Menschenhandel vorzugehen, verschärfen die französischen Gesetze und die einfache online Abwicklung die Situation der Prostituierten, die nun vermehrt in den Untergrund gedrängt werden und somit noch anfälliger für Ausbeutung und Gewalt sind.

Eine deutsch-schwedische Studie aus dem Jahr 2023 zeigt, dass ein erheblicher Anteil der Männer in Deutschland Erfahrungen mit Prostitution gemacht hat. Doch nur wenige geben dies offen zu. Diese Unsichtbarkeit ist ein zentraler Aspekt der sexuellen Ausbeutung, da sie den Freiern ermöglicht, ihre Handlungen im Verborgenen durchzuführen. Deshalb reicht das in Frankreich eingeführte Gesetz, das den Kauf von Sex strafbar macht, nicht aus, da die Freier meist im Verborgenen agieren und schwer nachverfolgt werden können. Die Aktivistin Elly Arrow dokumentiert in Freierforen, wie Männer ungeniert über ihre Erlebnisse mit Prostituierten, darunter auch Minderjährige, berichten. Diese Freier sind sich oft bewusst, dass sie Teil eines ausbeuterischen Systems sind, doch die Angst vor sozialer Ächtung und rechtlichen Konsequenzen hält sie davon ab, ihr Verhalten zu ändern.

Die französische Regierung hat im Vorfeld der Olympischen Spiele eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Stadt Paris für die Weltbühne vorzubereiten. Diese Maßnahmen, die von Kritikern als „soziale Säuberung“ bezeichnet werden, richten sich gegen Einwanderer, Obdachlose und auch gegen Prostituierte. Von der Polizei wird hart gegen diese „unerwünschten“ Personen vorgegangen, ohne dabei Rücksicht auf ihr Wohlergehen zu nehmen. Französische Wohltätigkeitsorganisation berichteten im Vorfeld der Olympischen Spiele 2024, dass die Polizeipräsenz angestiegen ist und diese die Kontrolle der Identitäten der Prostituierten erhöhten. Laut dieser Wohltätigkeitsorganisationen in Frankreich gefährdet diese Repression nicht nur die Sicherheit und das Wohlbefinden der Prostituierten, sondern verschleiert die eigentlichen Ursachen von diesen Anstieg des Menschenhandel.

Im Rahmen der Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele hat Airbnb eine Vereinbarung mit den französischen Behörden getroffen, um Prostitution und Menschenhandel zu bekämpfen. Airbnb spielt eine zentrale Rolle im Tourismus und hat sich verpflichtet, die Nutzung von Unterkünften für Zuhälterei zu verhindern. Obwohl solche Vorfälle selten auftreten, betrachtet Airbnb die Zusammenarbeit mit den Behörden als einen entscheidenden Schritt im Kampf gegen die Ausbeutung von Menschen während eines so bedeutenden Events. Dabei setzt Airbnb auf strenge Maßnahmen, um sicherzustellen, dass die Plattform nicht für Menschenhandel missbraucht wird, und zeigt damit vorbildlich, wie durch gemeinsames Handeln effektiv gegen Menschenhandel und Prostitution vorgegangen werden kann.

Der Anstieg von Prostitution und Menschenhandel während großer Veranstaltungen wie den Olympischen Spielen ist eine ernste Bedrohung, die nicht ignoriert werden darf. Diese Phänomene sind keine unvermeidlichen Nebenprodukte globaler Events, sondern Resultate von Ausbeutung und einem Mangel an wirksamen Schutzmaßnahmen für die Schwächsten unserer Gesellschaft. Die digitale Leichtigkeit, mit der heute auf solche Dienstleistungen zugegriffen werden kann, verstärkt das Problem und erhöht das Risiko für unzählige Menschen, vor allem für Frauen und Kinder, die in diese brutalen Netze gezwungen werden. Deshalb sind Medien unentbehrlich für die Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit. Außerdem sind Schutzmaßnahmen der jeweiligen Regierung wichtig, welche diese Gruppe von Betroffenen nicht einfach in die Enge treiben, sondern diesen Personen Sicherheit bieten. Ein Ansatz, der auf Prävention, Schutz und Unterstützung basiert, könnte langfristig erfolgreicher sein als die bloße Durchsetzung von Gesetzen, die das Problem nur in den Untergrund verlagern.

#ZwangsProstitution #FanstattFreier #Sportgroßveranstaltungen #OlympischeSpiele #Menschenrechte #Sport #Ausbeutung #Olympia2024 #AgainstHumanTrafficking #GegenMenschenhandel #EndExploitation #EndTrafficking #HopeForTheFuture #Österreich