Zwangsprostitution in Europa – Sex, Leid, Geld

„Wenn du nicht machst, was ich sage, bringe ich dich um. Und werfe dich irgendwo hin. Niemand wird erfahren, dass du existiert hast“. Eine Drohung, wie sie täglich tausende von Zwangsprostituierten in Europa zu hören bekommen. Sie sind moderne Sexsklavinnen. Verschleppt von Menschenhändlern oder Loverboys, die ihnen das große Glück in der westlichen Welt versprochen haben. Eine Realität, wie man sie sonst niemandem wünscht. Eine Realität, die inmitten unserer Straßen passiert. „Zwangsprostitution in Europa“. Eine Zusammenfassung der gleichnamigen ARTE-Dokumentation.  

SCHICKSAL DES WAHNSINNS

„Ich habe mich gewehrt und geweint. Ich will das nicht machen“. Eine Frau erzählt, dass sie ins Ausland verkauft wurde. Ein Schicksal das sie mit vielen anderen teilt. Frauen, meist aus Osteuropa, werden verschleppt, als Ware verschachert und müssen Sexdienste im Ausland durchführen. Die in Deutschland und Österreich als „offizielle Dienstleistung“ bezeichnete Arbeitsart ist jedoch mehr Schein als Sein. Es ist, was es ist: Sex aus Armut. Sex wegen fehlender Aussichten. Sex, weil sie Marionetten einer illegalen Maschinerie sind. 

SEXMASCHINERIE. NETZWERKE IN OSTEUROPA.

Die Maschen, wie die Bordellbesitzer und Zuhälter an Frauen kommen und wie die Frauen nach Europa und in den Westen kommen, sind unterschiedlich. Viele verlieben sich in Männer, die ihnen – in Osteuropa – ein schönes Leben in Deutschland versprechen. Ein gutes Leben, voll von Reichtümern und Glückseligkeit. Die Frauen gehen mit ihnen. Aus Naivität, aber auch deswegen, weil die Aussicht im eigenen Land meist aussichtslos erscheint. Sie sehen keine andere Option, gerade am Land, wo es kaum Jobs für Frauen ohne gute Ausbildung gibt. Erst in den Unterkünften in Deutschland, Österreich oder der Schweiz erfahren die Frauen meist, dass sie sich für „das schöne Leben“ prostituieren müssen. Doch nicht etwa für ihr eigenes, schönes Leben, sondern für das, der Männer die sie her verschleppt haben. Tun sie nicht, was die Männer sagen, wird ihnen mit Mord oder Verletzungen gedroht. Die beiden Optionen stehen fest: Tod. Oder Straßenstrich. 

Die Maschen werden im Vorhinein von Netzwerken geplant. Die sogenannte Loverboy Methode dient schon lange einem Zweck: Frauen mit Gewalt gefügig zu machen und aus der Prostitution Profit zu machen. Profit, der die Frauen abhängig und seelisch völlig leer macht. 

Andere rutschen wiederum in die Prostitution, weil sie Vergewaltigungskinder sind. Sie wurden schon von klein auf misshandelt und sind nun der Ansicht, dass sie es nicht Wert sind, geliebt zu werden. Sie sind, ohne die Hilfe von anderen, der Ansicht, dass sie ausschließlich für Sex auf der Welt sind. Menschen nutzen sie für diesen Zweck. Einmal vergewaltigt, prägt sich das das ganze Leben über ein. 

MODERNE SKLAVEREI UM GÜNSTIGES GELD.

Schätzungen zufolge sind bis zu 90% der Frauen zwangsprostituiert, in Österreich und Deutschland. Bis zu 40 Freier am Tag müssen die, teils minderjährigen und sehr jungen Frauen, bedienen. Jeder bringt rund 50 Euro ein. Geld, das sie zum Leben brauchen und ihnen noch größtenteils von den Zuhältern und Banden weggenommen wird. Am Ende des Monats bleibt den Frauen ein Betrag von maximal 300 Euro übrig. Ein nahezu lächerlicher Betrag für die Ausbeutung des Körpers und der Seele. 

Um sich zu schützen, entwickeln die Frauen einen gewissen Tunnelblick. Sobald der Mann ins Zimmer kommt, schalten sie für rund 15-20 Minuten ihr Hirn aus. Sie träumen sich in ferne Welten, stellen sich vor woanders zu sein. Stellen sich vor, nie auf die Loverboy Masche hineingefallen zu sein. Manche stellen sich sogar den eigenen Tod vor. Alles, ist besser als Zwangsprostituiert zu werden. 

Wer denkt, dass gerade in Deutschland und Österreich die Frauen Hilfe bekommen, der irrt. Sie sind sozialer Abschaum. Viele Menschen sehen keinen Sinn darin, gerade Prostituierten, den Dienstleisterinnen des Rotlichtviertels, zu helfen. Für die Gesellschaft sind sie nur dann existent, wenn die Frauen ihre eigenen Bedürfnisse schnell und günstig erledigen. In der patriarchalen Welt sind sie das eine: Eine Nutte. 

LEID, WUNDEN, SCHMERZEN

Der Großteil der Prostituierten leidet unter Wunden, Schmerzen und inneren Blutungen. Die Männer stoßen ohne Rücksicht auf Verluste ungeniert zu, verletzen die Frauen jedes Mal im Intimbereich, gehen grob zu. Die Frauen lassen sich im wahrsten Sinne des Wortes für Geld vergewaltigen. Doch das noch größere Problem ist das seelische Leiden. Die Frauen tragen eine riesige Last in sich. Sie können keine festen Bindungen eingehen. Sie haben das Vertrauen an die Menschheit verloren. Sie können mit Männern nichts mehr zu tun haben. Sie sind, was die Gesellschaft und die Freier aus ihnen macht: Seelische Fracks mit zerstörten Körpern. 

Auch, wenn es in allen Ländern Europas und in deren Städten Sperrbezirke gibt. Es wird sich überall prostituiert. Zur Not in Privatwohnungen und Kinderzimmern. Dass man sich bei unabhängigen Stellen melden kann, wissen nur die wenigsten. Manche kommen von weit her – auch aus Jamaika und Co. Die Prostituierten assoziieren die Missstände in Österreich und Deutschland mit denen ihres Landes. Sie denken, man müsse die Polizei bestechen, damit sie einem hilft und kommen so gar nicht auf die Idee, jemanden um Hilfe zu bitten. Dazu kommt, dass die Frauen in schlechte, stark kriminelle Viertel verschleppt werden. Gerade in diesen Bereichen ist die Polizei auch oft nicht so stark sichtbar, als das die Prostituierten auf diesem Wege von der Hilfe erfahren.  

ZURÜCKVERSCHIFFT, WENN ES KEINE JOBS MEHR GIBT

Dass die Frauen wie Ware behandelt werden, wird spätestens dann klar, wenn man erfährt, dass sie einfach in ihre Heimatländer zurückverschifft werden, wenn es keine Jobs mehr für sie gibt oder sie nicht mehr „performen“. Sie geraten an Menschenhändler, werden oft in einer Reihe aufgestellt und müssen sich wie Hühner präsentieren. Die – oft – Minderjährigen – werden ohne die Einstimmung von Eltern – weiterverkauft. Mit falschen Pässen kommen sie überall hin. Sie werden herumgereicht. In Italien, Rumänien, Ungarn und wieder zurück. Wenn es an einem Ort keine Jobs mehr für sie gibt, werden sie an einen nächsten verkauft. 

Wenn sie „aussortiert“ werden, sind sie nach Jahren oder Jahrzehnten der Ausbeutung sich selbst überlassen. Aus einer Aussichtslosigkeit heraus finden sich genau diese Frauen in anderen Ländern wiederum als Prostituierte wieder. Sie machen sich selbst auf den Weg, um Freier zu finden. Ohne die kriminellen Banden. Sie haben schlichtweg keine andere Wahl. Frei nach dem Motto: Willst du essen, brauchst du Sex. Tag für Tag gehen die Frauen dann auf den Straßenstrich. Viele von Ihnen haben versucht, eine Arbeit zu finden, aber niemand will sie anstellen und zum Leben haben sie auch nichts. Die Armut ist z.B. in Rumänien auch noch viel stärker, als in anderen Ländern. Fast die Hälfte der Frauen sind sogar noch minderjährig. 

DIE WÜRDE WURDE IHNEN GENOMMEN

Egal, was die Prostituierten in ihrem Leben machen: Sie tragen immer den Stempel des „verkauft seins“ bei sich. Nach den schlimmen Ausbeutungen wurde ihnen jede Würde genommen. Sie wurden so oft bestraft und verkauft und für unnütz erklärt, dass sie selbst daran glauben. Doch, anstatt die Frauen in die Gesellschaft innerhalb Europas einzugliedern, werden sie weiterhin fallen gelassen. Der Kampf nimmt also auch nach dem Überlebenskampf kein Ende für die Frauen. Sie erhalten weder seelische noch finanzielle Unterstützung vom Staat. Sie sind gefangen. In einer Kultur und deren Subkultur. Dem Sex. Doch was kann man tun? 

Aufklären, ist wie immer der beste Weg, um die Welt besser zu machen. Gerade Männer könnten beispielsweise damit aufhören, Prostitution als sexuelle Dienstleistung zu bezeichnen, die legal ist. Als Mann eine Prostituierte in Anspruch zu nehmen, sollte kein Feierabend-Event sein. Man sollte sich jederzeit in Gedanken rufen, dass diese Frauen von Menschenhändlern verschleppt wurden. Dass sie eine Ware sind und sich mühsam ins Leben zurückkämpfen müssen, nachdem sie ausgebeutet wurden. 

Jeder kann einen Beitrag leisten. In Schweden wird käuflicher Sex bereits jetzt schon ganz gestraft. 

Und das Wichtigste: Die Frauen brauchen Menschen, die ihnen helfen und hinter ihnen stehen. Wenn die Gesellschaft sie weiterhin als Abschaum ansieht, wird sich nie etwas verändern. Wichtig sind Organisationen wie Hope for the Future, die unterstützen, beraten, Vertrauen schaffen. 

https://www.youtube.com/watch?v=Rc1c0CU7ETY

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