Opfer von Menschenhandel schaffen oft nur sehr schwer den Ausstieg aus dem ausbeuterischen Verhältnis, in dem sie gefangen sind. Freedom Business Projekte helfen den Betroffenen, den Ausstieg zu meistern, indem sie ihnen eine Perspektive bieten. Sie sorgen dafür, dass sie eine Ausbildung und sinnvolle Arbeit, ein soziales Netzwerk und wenn nötig psychologische Betreuung bekommen. Solche Projekte bzw. Unternehmen findet man in vielen Ländern der Welt und einige möchten wir in diesem Artikel vorstellen.
WAS ERREICHEN FREEDOM BUSINESS PROJEKTE?
Globale Freedom Business Projekte sind eine wichtige Initiative, um Opfer von Menschenhandel und Prostitution zu unterstützen. Sie arbeiten daran, die Lebensbedingungen der Opfer zu verbessern und sich Unabhängigkeit zu verschaffen. In einem vorherigen Artikel haben wir schon einige solcher Projekte in Europa vorgestellt, in diesem lernen wir spannende Unternehmen aus der ganzen Welt kennen.
Eine der wichtigsten Maßnahmen der Projekte ist es, Menschen in der Prostitution oder sonstigen ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen eine neue Arbeit zu geben – eine Arbeit, für die sie fachgerecht ausgebildet und fair bezahlt werden. Die Ausbildung geschieht in einem geschützten Rahmen, in denen die Betroffenen ihre Fähigkeiten und Talente in ihrem individuellen Tempo entwickeln können. Viele müssen aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen psychologisch betreut werden. Auch diese Hilfe wird oft von den Freedom Business Projekten gewährleistet.
Ziel ist es auch, die Öffentlichkeit auf das Problem Menschenhandel aufmerksam zu machen. In wohlhabenden Ländern wie Österreich vergisst man häufig, dass auch hierzulande Menschenhandel allgegenwärtig ist und Menschen zur Arbeit unter grauenhaften Bedingungen gezwungen werden. Durch das Informieren und Sensibilisieren der Bevölkerung können die Menschen verstehen wie diese Verbrechen funktionieren und was sie tun können, um zu helfen.
FREEDOM BUSINESS PROJEKTE AUS ALLER WELT
SARI BARI
Sari Bari ist ein Modeunternehmen, das Frauen beschäftigt, die als Prostituierte ausgebeutet wurden oder Opfer von Menschenhandel sind bzw. gefährdet sind, solche zu werden. Die Frauen werden dazu ausgebildet, aus recycelten Sari-Stoffen handgefertigte Kantha-Produkte herzustellen. Unter Kantha versteht man eine alte kunstvolle Sticktradition. So werden etwa Heimtextilien, Zierkissen, Schals, Saris und Kleider nach diesem Stil gestaltet. Der Arbeitsplatz von Sari Bari ist eine sichere und liebevolle Umgebung, in der die Arbeiterinnen lernen, wachsen und sich ein neues Leben für sich und ihre Familien aufbauen können. Mit jedem Kauf eines Sari Bari-Produkts investiert man in das Leben einer Frau, ermöglicht ihr Schulungen, finanzielle Unterstützung für die Schulbildung ihrer Kinder, Krankenversicherung und Rentenleistungen. Dieses soziale Geschäftsmodell wurde durch die Zusammenarbeit eines For-Profit Unternehmens in Indien sowie einer Non-Profit Organisation in den USA ermöglicht.
THISTLE FARMS
Thistle Farms wurde von Becca Stevens gegründet. Die Unternehmerin erlebte eine schwere Kindheit, im Alter von fünf Jahren wurde sie misshandelt. Diese traumatische Erfahrung brachte sie als Erwachsene dazu, einen Zufluchtsort für Mädchen und Frauen zu schaffen. 1997 eröffnete sie das erste Haus, in dem 5 Personen Schutz finden konnten. Doch die Frauen, um die sich Stevens kümmerte, hatten aufgrund ihrer prekären Vergangenheit Schwierigkeiten, finanziell unabhängig zu werden. Darum begann sie, gemeinsam mit freiwilligen Helfern und den Bewohnern ihres Schutzhauses, im Keller einer Kirche Kerzen herzustellen. So entstand im Jahr 2001 das Unternehmen Thistle Farms. Mittlerweile produziert es nicht nur Kerzen, sondern verkauft auch Kosmetika, Taschen, Babyartikel und vieles mehr. Der Sitz des Unternehmens befindet sich in Nashville, Tennessee, wo es zahlreichen Frauen nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch kurz-oder langfristig ein Dach über den Kopf bietet.
EYD CLOTHING
Die Mode dieses Unternehmens ist nicht nur sozial-und umweltverträglich, sie verhilft ausgebeuteten und traumatisierten Frauen zu einer besseren Zukunft. Das Motto von Eyd ist „Empower your Dressmaker“. Auch wenn keine der Geschichten dieser Frauen der anderen gleicht, das Ziel ist dasselbe. Mit jedem gekauften T-Shirt unterstützt man die Näherinnen in mehrerlei Hinsicht. Eyd Clothing hat sehr viele Partnerwerkstätten und Produktionspartner. Eine Werkstatt befindet sich jeweils in Indien und in Nepal, wo den Frauen vor Ort geholfen wird. In Mumbai, Indien wird auch Schmuck hergestellt und über Eyd verkauft. Selbst in Deutschland gibt es eine integrative Partnerfabrik namens Ritzi.
NIGHTLIGHT DESIGN
Ein weiteres spannendes Freedom Business Projekt ist NightLight Design in Thailand, das Frauen, die der Prostitution oder dem Menschenhandel entkommen sind oder von Prostitution oder Menschenhandel bedroht waren, eine menschenwürdige Beschäftigung und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten gewährleistet. NightLight produziert Schmuck, Ornamente, Kleidung und vieles mehr. Jedes Stück wird von den Frauen handgefertigt. Die Arbeit hilft ihnen, den Kreislauf der Ausbeutung zu durchbrechen, ihre Würde zurückzuerlangen und ihre Familie zu ernähren.
WORLD FOR GOOD
Seit das Unternehmen World for Good 2019 gegründet wurde, unterstützt es Frauen bei der Flucht aus Gewalt und Ausbeutung. Die Gründerin erzählt auf der Webseite, dass auch sie als gebildete Frau mit einem Universitätsabschluss Opfer von Menschenhandel wurde. Sie betont, dass es wirklich jeden betreffen kann. Der Ausstieg kostete ihr viel Kraft und ihre Vergangenheit belastete sie noch für lange Zeit. Unter dem Slogan „Fabric bags that carry the weight of the world“ schützt World for Good nicht nur Frauen, sondern auch die Umwelt, denn die Taschen werden aus recycelten Materialien hergestellt.
THREE TREE COFFEE ROASTERS
Three Tree Coffee Roasters hat seinen Sitz im Bundesstaat Georgia in den USA und vertreibt – wie der Name schon sagt – Fairtrade Kaffee. Der Kaffee stammt aus Honduras, Peru und Äthiopien, wo das Unternehmen sicherstellt, dass die Kaffeebauern und die ArbeiterInnen vor Ort nicht ausgebeutet werden.
WEITERE FREEDOM BUSINESSES
- For Dignity (Schmuck, Mode und Heimtextilien)
- Savhera (Kosmetik)
- Five14Nepal (Nachhaltiger Tourismus)
- Tamar Center / Tamar Products (Restaurant, Bäckerei, Accessoires)
Eine Liste mit allen Unternehmen, die Mitglieder der Freedom Business Alliance sind, gibt es hier.
DIE FREEDOM BUSINESS ALLIANCE
Die Freedom Business Alliance (FBA) ist eine Vereinigung aus Freedom Business Projekten, welche als Mitglieder bezeichnet werden. Derzeit hat die Freedom Business Alliance über hundert Mitglieder in mehr als 28 Ländern der Welt – und es werden glücklicherweise immer mehr. Die meisten oben genannten Projekte sind Teil der Freedom Business Alliance. Wenn man also mit seinem Einkauf Gutes tun möchte, kann man sich sicher sein, dass die Unternehmen, die Mitglieder der FBA sind, eine gute Wahl sind. Egal ob man auf der Suche nach Kleidung, Schmuck, oder Kosmetik ist, man findet immer einen Shop, dessen Produkte nicht mit Menschenhandel und Ausbeutung in Verbindung gebracht werden können und obendrein noch umweltfreundlich und nachhaltig sind.
Ungerechtigkeit und Ausbeutung gibt es überall, unabhängig davon, wie reich oder arm ein Land ist. Die Politik setzt leider zu wenige Mittel ein, um diesen Problemen entgegenzuwirken und den Opfern zu helfen. Daher brauchen wir noch mehr tapfere und engagierte Menschen, die Projekte wie Sari Bari, Eyd oder NightLight ins Leben rufen und sich aktiv für Betroffene einsetzen. So können zumindest einige von ihnen den Ausstieg schaffen und ein neues Leben beginnen, frei von Ausbeutung und Zwang.
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