Tausende Mädchen und Buben werden in bewaffneten Konflikten weltweit als Soldaten, Spione und Zwangsarbeiter missbraucht. Kinder leiden am meisten unter Kriegen und Konflikten und werden vermehrt zur strategischen Kriegsführung benutzt. Durch die oftmalige Entführung und der Zwangsarbeit stellen Kindersoldaten eine besonders grausame Form des Menschenhandels dar.
„CHILD SOLDIERS“
Tausende von Kindern werden in bewaffneten Konflikten auf der ganzen Welt rekrutiert und eingesetzt. Im Laufe der Geschichte und in vielen Kulturen waren Kinder an militärischen Kampagnen beteiligt. So waren beispielsweise Kinder auch auf allen Seiten des Ersten und des Zweiten Weltkrieges beteiligt. Laut UNICEF wurden zwischen 2005 und 2020 nachweislich mehr als 93.000 Kinder von Konfliktparteien rekrutiert und eingesetzt, obwohl die tatsächliche Zahl der Fälle vermutlich viel höher ist.
Diese oft als “Child Soldiers” (engl. für Kindersoldaten) bezeichneten Minderjährige sind weitreichenden Formen der Ausbeutung und des Missbrauchs ausgesetzt, welche Menschenrechtsverletzungen und Menschenhandel oftmals inkludiert. Kinder können für den Kampf ausgebildet und eingesetzt werden, sie können auch unterstützende Aufgaben übernehmen, wie z. B. als Träger oder Boten, oder sie können zum taktischen Vorteil als menschliche Schutzschilde oder zum politischen Vorteil in der Propaganda eingesetzt werden. Viele, insbesondere Mädchen, sind aber auch geschlechtsspezifischer Gewalt und Zwangsprostitution ausgesetzt.
Diese Kinder werden aus unterschiedlichen Gründen Teil einer bewaffneten Gruppe oder Miliz. Einige werden von Kriegs- oder Terrorgruppen entführt, bedroht, genötigt oder manipuliert. Andere sind von Armut getrieben und gezwungen, ein Einkommen für ihre Familien zu erzielen. Wieder andere schließen sich zum Überleben oder zum Schutz ihrer Gemeinschaften und Familien zusammen. Unabhängig von ihrer Beteiligung stellt die Rekrutierung und der Einsatz von Kindern durch bewaffnete Gruppen eine schwere Verletzung der Kinderrechte und des humanitären Völkerrechts dar.
VÖLKERRECHTLICHE DEFINITION
Die rechtliche Regelung und Definitionen von Kindersoldaten finden sich im 1. und 2. Zusatzprotokolls der Genfer Konventionen, der UN-Kinderrechtskonvention und dem Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention, sowie den Cape Town Principles und der ILO Konvention 182. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen durch unterschiedliche Altersfestsetzungen bei der Grenzziehung zwischen Kindheit und Erwachsenenstatus. Der völkerrechtlich bindende Mindeststandard verbietet, dass Kinder unter 15 Jahren in Streitkräfte oder bewaffnete Gruppen eingegliedert werden. Also gilt der Einsatz von Kindern unter 15 Jahren heute als ein Kriegsverbrechen, das damit auch vor den internationalen Strafgerichtshof gebracht werden kann. Für die tägliche Arbeit von Hilfsorganisationen, Politikern und Wissenschaftler sind die Definitionen der 1997 für den afrikanischen Kontinent verabschiedeten Cape Town Principles besser geeignet. Sie sind umfassender und weltweit anerkannt. In ihnen werden Kindersoldaten definiert als Personen unter 18 Jahren, die von Streitkräften oder bewaffneten Gruppen rekrutiert oder benutzt werden, egal in welcher Funktion oder Rolle. Darunter fallen Kinder die als Kämpfer, Köche, Träger, Nachrichtenübermittler, Spione oder zu sexuellen Zwecken benutzt wurden.
EINSATZ VON KINDERSOLDATEN
Die Mehrheit der Kindersoldaten wird für strategische und militärische Zwecke eingesetzt: Bomben legen, Gräben ausheben, Dörfer plündern, feindliche Kräfte töten usw.. Tatsächlich würde man ein kleines Kind nicht verdächtigen, ein Spion für Rebellen oder Selbstmordattentäter zu sein. Vor allem bei Interventionen westlicher Streitkräfte in afrikanische oder nah-östliche Länder, fehlt oft ein Bewusstsein für solche verdeckten Bedrohungen. So können Streitkräfte zum Beispiel unter den Kugeln oder Bomben von Kindersoldaten sterben.
Wie Daxhelet und Brunet erklären, “sind diese kleinen Soldaten, die wir Kindersoldaten nennen, perfekte Kämpfer, die ein überhöhtes Maß an Aggression zeigen”. Weiter beschreiben sie die Rekrutierung und das tägliche Leben von Kindersoldaten wie folgt: “Als militärische Einführung werden Kindersoldaten gezwungen, Dörfer (manchmal ihre eigenen) zu plündern, zu vergewaltigen, zu foltern und unter Todesdrohung durch Warlords zu töten. Diese Handlungen wiederholen sie dann freiwillig fast täglich in ihrem neuen Leben als Soldaten.” Sie durchlaufen einen Prozess, der als “Kriegssozialisation” bezeichnet wird. Es ist eine Kultur der Gewalt, die sich mit der Auferlegung neuer Werte durchsetzt. Sie sind sowohl Henker als auch Opfer.
DIE ZAHLEN HEUTE UND FOLGEN VON MISSBRAUCH
Die UN hat zuletzt 14 Länder ermittelt, in denen Kinder in großem Umfang als Soldaten eingesetzt werden. Diese Länder sind aktuell Afghanistan, Kolumbien, die Zentralafrikanische Republik, die Demokratische Republik Kongo, Irak, Mali, Myanmar, Nigeria, die Philippinen, Somalia, Südsudan, Sudan, Syrien und Jemen.
Wenn Kinder unter bewaffneten Gruppen leben, erleben sie unzumutbare Formen von Gewalt. Sie können gezwungen werden gefährliche Arbeit zu verrichten oder an Kämpfen teilzunehmen – mit dem großen Risiko des Todes und Verletzungen. Sie können auch gezwungen werden an Folter und Tötungen teilzunehmen. Manchmal entziehen Milizen den Kindern auch Nahrung oder setzen sie dem Drogenmissbrauch aus, was erhebliche Folgen für ihre körperliche und geistige Gesundheit hat. Diese Erfahrungen belasten die Beziehungen der Kinder zu ihren Familien und Gemeinschaften erheblich.
Ob Kinder wieder in die Gesellschaft aufgenommen werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab, u. a. von den Gründen für ihre Rekrutierung. Einige Kinder, die sich um eine Wiedereingliederung bemühen, werden mit Misstrauen betrachtet oder ganz abgelehnt, während andere Schwierigkeiten haben, sich zu integrieren. Psychische Probleme können es den Kindern erschweren, ihre Erfahrungen zu verarbeiten. Hinzu kommt, dass Familien und Gemeinschaften möglicherweise mit ihren eigenen Herausforderungen und Traumata aus dem Konflikt zu kämpfen haben und Schwierigkeiten haben, heimkehrende Kinder zu verstehen oder zu akzeptieren. Gemeinschaften brauchen Unterstützung, um sich um ihre zurückkehrenden Kinder zu kümmern – ebenso wie die Tausenden von Buben und Mädchen, die jedes Jahr die Streitkräfte verlassen, um sich eine neue Zukunft aufzubauen.
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