Jasmin (Name geändert) lebte mit ihrer Familie in China. Mit ihren Eltern betrieb sie einen kleinen Kunstdüngerladen. Als sie eines Tages durch betrügerische Geschäftspartner ihr ganzes Geld verlieren und der Vater der jungen Frau, wegen der zusätzlich auch noch entstanden Schulden ins Gefängnis kommt, beginnt eine harte Zeit für die ganze Familie. Um der Familie aus dieser Situation zu helfen, sucht die junge Jasmin einen Job im Ausland und wird im Netz fündig. Durch einen Vermittler bekommt die junge Dame schnell ein Angebot in Österreich. Die einzige Voraussetzung für diese Stelle war ein hübsches Foto von Jasmin. Unerfahren in solchen Dingen fällt sie so einem Menschenhändler in die Hände. Sie erzählt eine packende Geschichte. Heute ist die sexuelle Ausbeutung die häufigste Form von Menschenhandel.
EIN LEBEN IM FREMDEN LAND
Angekommen in Österreich wurde sie in eine kleine Wohnung am Stadtrand gebracht. Jasmin wurde ein gutbezahlter Job zugesichert. Sie schilderte, dass sie am nächsten Tag mit einem unbekannten Mann zu den österreichischen Behörden gegangen sei, um eine Asylkarte zu beantragen. Er forderte sie auf beim Amt eine Lüge zu erzählen, anders würde sie den Job nicht bekommen. Da beim Asylamt ein Dolmetscher anwesend war, ging der Mann nicht mit ihr hinein. Als sie den Asylausweis bekommen hatte, wurde ihr von dem Menschenhändler der Pass weggenommen. Er sagte ihr damals, dass sie ihm nun und ungefähr 1500 Euro schuldig sei und sie müsse ihm das Geld zurückzahlen. Die vermeintlichen Ausgaben waren für die Beantragung der Asylkarte. Anschließend wurde sie in ein Studio gebracht und gezwungen die Schulden in Form von Sex mit Kunden abzuarbeiten. Der Schock war groß, es kam ihr alles wie ein Alptraum vor. Nicht selten finden Betroffene durch ihre Traumata keinen Ausweg, aus dieser schweren Situation. Aus Angst vor Gewalt verkaufte sie widerwillig ihren Körper. Jasmin traute sich nicht zur Polizei, einerseits weil sie die Sprache nicht konnte, andererseits dachte sie, dass die Behörden in Österreich auch, wie in China korrupt seien.
GEDEMÜTIGT, VERKAUFT, AUSGEBEUTET
Als Jasmin das geforderte Geld zurückzahlte verließ sie das Bordell. Durch einen Bekannten bekam sie Kontaktdaten für ein weiteres Laufhaus, wo sie weiter dieser Tätigkeit nachgehen konnte. Da sie kaum jemanden kannte und die Sprache nicht verstand blieb sie in der Prostitution tätig. Im neuen Etablissement hoffte sie auf Veränderung. Leider wurde es nicht besser. Der psychische Druck ihren Eltern helfen zu wollen stieg an. Frauen die in der Prostitution arbeiten haben ein höheres Risiko an psychischen Störungen zu erkranken.“ Psychische Störungen sind bei Prostituierten viel häufiger als bei anderen Frauen. Wie eine Studie der Universität Zürich zeigt, sind die Gewalterfahrung, die Arbeitsbedingungen und die Nationalität erhebliche Risikofaktoren. Vor allem Prostituierte aus außereuropäischen Ländern, die in Studios oder Bars anschaffen und im Milieu Gewalt ausgesetzt sind, leiden fast ausnahmslos an psychischen Störungen.“ (vgl. Rössler, et al.2010)
Ungefähr ein Jahr später bekommt sie von den Sozialarbeiterinnen der Organisation Herzwerk Besuch im Bordell. Die junge Jasmin erhält eine Visitenkarte von den Damen. Vorerst traut sich die junge Frau nicht, aus Angst und Scham, Hilfe anzunehmen. Der Bordellbesitzer spricht mit Jasmin und versucht ihr einzureden, dass sie niemanden von außerhalb vertrauen dürfe. Nach ungefähr zwei Jahren fasst sie ihren Mut zusammen und meldet sich bei der Organisation. Da es nicht einfach ist, aus diesem Milieu herauszukommen, ist eine reguläre Etablierung in unsere Gesellschaft ohne fremde Hilfe kaum möglich. Einer der Gründe dem Milieu zu entfliehen, war unter anderem, dass sie endlich die deutsche Sprache erlernen wollte. Bei Hope for the Future besuchte sie drei Monate lang einen Deutschkurs. Kurz darauf bekam sie eine schreckliche Diagnose. Durch den diagnostizierten Brustkrebs erlebt sie einen weiteren Schicksalsschlag.
DIE NEUE CHANCE..
Nach der erfolgreichen Operation konnte sie einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Ihren Lebenssinn fand sie im christlichen Glauben wieder. Im Krankenhaus wurde sie von Betreuern aus der Diakonie besucht, die sehr viel mit ihr über den Glauben gesprochen haben. So bekam sie neuen Lebensmut und Hoffnung. Sie besuchte weitere Kurse und möchte eine Ausbildung im pädagogischen Bereich absolvieren. Heute spricht sie auf einem höheren Niveau die deutsche Sprache. Durch Mut und Veränderung hat sie langersehnte Zukunftsperspektiven für ihr Leben geschaffen.