Dating-Coaches, Pick-Up-Artists, Flirt-Gurus – selbsternannte „Liebesexperten” versprechen einsamen, verzweifelten Männern den schnellen Erfolg bei Frauen. Klingt erstmal harmlos, oder? Schließlich kann die Dating-Welt ein ziemlich undurchschaubares Labyrinth sein, in dem man schnell mal die Orientierung verliert. Da kann es durchaus hilfreich sein, wenn man von einer erfahreneren Person an die Hand genommen und ein Stück weit begleitet wird. Also, wo liegt das Problem?
Die fragwürdigen Methoden der Pick-Up-Szene

Die meisten Flirt-Coaches treiben auf Social Media – allen voran YouTube und TikTok – ihr Unwesen. Dort verraten sie in kurzen Videos scheinbar todsichere Tricks, mit denen Man(n) „jede Frau“ im Handumdrehen ins Bett bekommen könne. Ihre Videos tragen Titel wie: „Fremde Frau abschleppen in unter 60 Minuten“, „10x NEIN und trotzdem BANG“ oder „In 30 Minuten zum Sex verführt“. Ob diese Clips inszeniert sind oder nicht, sei dahingestellt – doch die Message ist klar: Hartnäckigkeit zahlt sich aus, ein „Nein“ bedeutet nicht wirklich „Nein“, und wer die angeblich richtigen Strategien kennt, kann Frauen schnell für sich gewinnen.
Diese „Flirt-Techniken”, die von vielen Dating-Coaches gelehrt werden, basieren meist auf Manipulation und psychologischen Tricks wie z.B.:
- Negging: versteckte Beleidigungen, um das Selbstbewusstsein der Frau anzukratzen, z.B. “Normalerweise date ich keine dicken Frauen, aber du bist süß.”
- False Time Constraint: Vorgeben, wenig Zeit zu haben um Druck zu erzeugen und interessanter zu erscheinen, z.B. “Ich treffe mich in ein paar Minuten mit ein paar Kumpels, aber…”
- The Freeze-Out: (körperliche) Zuneigung oder Aufmerksamkeit abrupt entziehen, wenn das Gegenüber nicht auf Annäherungsversuche eingeht. Dies soll bei der Frau Verunsicherung und Schuldgefühle auslösen und letztlich dazu führen, dass sie sich doch auf den Mann einlässt.
- Und viele mehr…
All diese Methoden sollen Frauen dazu bringen, sich für einen Mann zu interessieren.
Das Ergebnis? Solche Videos verzerren das Verständnis von Konsens und gesunden Beziehungen. Zwar denken nicht alle Pick-Up-Artists gleich, dennoch vermittelt die Szene oft ein erschreckend einfältiges Bild von Frauen: Diese seien nämlich alle (mehr oder weniger) gleich gestrickt. Frauen werden nicht als Individuen mit eigenen Präferenzen, Wünschen und Grenzen wahrgenommen, sondern zu Sexobjekten degradiert, die es lediglich zu „knacken” gilt. In der Szene heißt es oft: „Sprich jede Frau an – egal, wie hässlich sie ist. Nackt sehen sie eh alle gleich aus.“ Und Männer? Ihnen wird suggeriert, dass ihr Wert an der Anzahl der Frauen gemessen wird, die sie „rumkriegen” – und dass Frauen nicht aus gegenseitigem Interesse mit ihnen zusammen sein wollen, sondern nur durch die richtige Strategie überzeugt werden können.
Wie solche Dating-Coaches anderen Männern schaden
Doch nicht nur das Frauenbild der Pick-Up-Szene lässt zu wünschen übrig. Viele dieser Gurus propagieren zudem ein extrem starres Bild von Männlichkeit: Ein Mann müsse stets dominant, emotionslos und durchsetzungsstark sein, denn nur „starke“ Männer seien attraktiv. Gefühle? Schwäche. Empathie? Nutzlos.

Ironischerweise behaupten viele dieser Dating-Coaches immer wieder, dass Gleichberechtigung den Männern schade: Immer wieder wird in der Szene erwähnt, dass sowohl Frauen als auch Männer keine Beziehung auf Augenhöhe wollen. Dies wäre lediglich ein Mythos. Zudem hätten die Gleichberechtigungsbewegungen der letzten Jahre Frauen „vermännlicht“ und Männer „verweichlicht“. Und laut den Dating-Gurus hätten „feminisierte“ Männer bei Frauen grundsätzlich keine Chance. Also Männer mit Qualitäten wie Emotionalität, Harmoniebedürfnis, Ruhe und Einfühlungsvermögen.
Während sie mit solchen Behauptungen gezielt Unsicherheiten schüren, profitieren sie zeitgleich finanziell davon. Mit überteuerten Kursen, Coachings und E-Books ziehen sie verunsicherten Männern das Geld aus der Tasche – und verkaufen ihnen eine vermeintliche Lösung für ein Problem, das sie zum Teil selbst erst erschaffen haben.
Statt den Männern aber wirklich zu helfen, nutzen viele Dating-Coaches ihre Ängste strategisch aus. Die Wissenschaftlerinnen Daria Dayter und Sofia Rüdiger vermuten gegenüber tagesschau.de, dass viele dieser Gurus gar nicht wollen, dass ihre Klienten eine Beziehung finden – denn zufriedene Männer bräuchten keine weiteren Coachings. So geraten viele in eine Endlosschleife aus Seminaren und Programmen, ohne je echte Fortschritte zu machen.
Kurz gesagt: Die Dating-Coach-Industrie lebt davon, Unsicherheiten auszunutzen und vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Probleme zu verkaufen. Wer wirklich erfolgreiche Beziehungen führen möchte, sollte nicht auf Manipulation setzen, sondern auf Ehrlichkeit, Selbstentwicklung und echte zwischenmenschliche Verbindung.
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