Binnenflucht – Verdrängungen, Verschleierung, Hilflosigkeit

Globale Wetterkatastrophen werden immer gegenwärtiger. Besonders bewusst wird es mittlerweile auch den Menschen in Österreich, die von heftigen Unwettern überrascht werden. Der menschenverstärkte Klimawandel ist bereits spürbar und hat für jeden Menschen, je nach Land/Region/Kontinent unterschiedliche Auswirkungen. Oft wird nicht hingesehen, wenn in Bangladesch, Indien oder Teilen von Afrika Überschwemmungen oder Dürren ganze Region einfach ausgelöscht werden. Doch was passiert mit den Menschen, die diese Katastrophen überleben?

Binnenfluch ist eine Art von Flucht, die sich in den letzten Jahren immer weiter ausbreitet. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk hat sich die Zahl zwischen 1999 und 2018 mehr als vervierfacht. Diese Vervierfachung bezieht sich allerdings ‚nur‘ auf Menschen, die bei Hilfseinrichtungen Schutz und Unterstützung suchen und somit ist klar, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist. Laut Schätzung waren von rund 71 Millionen Menschen, die sich im Jahr 2018 auf der Flucht befanden, rund 41 Millionen Binnenflüchtlinge. 

Als Binnenflüchtige gelten jene Menschen, die ihren Heimatort verlassen müssen und in einer anderen Gegend ihres Landes versuchen einen Unterschlupf zu finden. 

Um als Flüchtling zu gelten, muss eine internationale Grenze überschritten werden. Bei Binnenflüchtlingen ist dies nicht der Fall und so fallen diese nicht unter die gängige Flüchtlingsdefinition und werden daher auch nicht rechtlich geschützt. Es gibt keinerlei internationale Konventionen, die Betroffene schützt. Nicht mal eine allgemeingültige Definition, wann jemand als Binnenflüchtling gilt, ist bisher erfolgt. Für internationale Hilfsorganisationen stellt sich hier eine Mammut-Aufgabe, da es sich um Einmischung in innere Angelegenheiten eines souveränen Staates handeln würde. Besonders bedacht werden muss, dass Menschen ja auch von den eigenen Staatsregierungen selbst vertrieben werden (bspw. ethnische Minderheiten). 

Laut der Hilfsorganisation Terre des Hommes seien laut Schätzungen etwa 70 Prozent der Binnenflüchtlinge Frauen und Kinder.  Beachtlich ist, dass bereits 1998 die Broschüre Guiding Principles on Internal Displacement veröffentlicht wurde, welche 30 Empfehlungen für Regierungen und Nichtregierungsorganisationen rund um den Umgang mit Binnenvertriebenen bereitstellt.

Seit über 40 Jahren herrschen in Teilen des südlichen Afrikas rekordverdächtige Trockenperioden: Sambia, Malawi, Madagaskar, Mosambik und Simbabwe kämpfen mit Hunger, Wasserknappheit, zerstörtem Ackerland und verendetem Vieh. Laut Angaben der Hilfsorganisation Care kam es seit Oktober 2023 zu enormen Ernteausfällen und somit Verlusten von Vieh. Was dabei oftmals wenig bedacht wird, ist, dass durch das Verhungern von Vieh auch eine hohe Gefahr miteinhergeht, dass Seuchen akut ausbrechen. Einerseits herrschen Dürre, andererseits Überflutungen: Was Wassermassen anrichten können, haben wir auch in den Monaten Mai und Juni in Österreich wieder erleben müssen. Hier in Österreich gibt es Versicherungen und Menschen, die immer bereit sind, 24/7 zu helfen. Doch was bleibt, wenn nichts mehr bleibt? Wenn keine Unterstützung angefordert werden kann? Weil es einerseits keine staatlichen oder Non-Profit-Organisationen in diesen Teilen gibt oder Region durch Unwetter so abgeschnitten sind, dass die Hilfe einfach nicht durchkommen kann… 

Millionen an Binnenflüchtlinge scheinen nirgends offiziell auf. Natürlich hoffen Geflohene möglichst schnell wieder Nachhause kehren zu können, doch bis dahin leben sie in Provisorien. Dieses Verloren-sein bildet eine perfekte Basis für Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung. Nirgends registriert und einfach verschwunden kann nicht nachvollzogen werden, wie viele Menschen auf dieser Welt einfach verschleppt und Opfer von moderner Sklaverei werden.  

Nicht hinzusehen ist also keine Lösung. Offizielle Zahlen sind notwendig, um das Ausmaß sowie die diversen Problemfelder identifizieren zu können. Leider scheint mittlerweile genau das gegenteilige Prinzip Schule zu machen. Immer mehr Flüchtlingsorganisationen leiden unter staatlichen Druck; man denke alleine an die unzähligen Organisationen rund um Schutzbedürftige in der Mittelmeer-Region, deren Tätigkeiten verhindert werden. Doch ohne offizielle Hilfe, ist es schwierig zu offiziellen Zahlen zu gelangen. Und wo keine Zahlen vorhanden sind, sind die Fakten noch leichter zu verschleiern. Es liegt an uns – der Zivilgesellschaft – diese Problematik nicht einfach zu verdrängen. 

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