Kreuzfahrten: Ausbeutung auf der blauen Donau

Donau-Kreuzfahrten erfreuen sich großer Beliebtheit, sie bieten Luxus, Natur und Kultur. Während sich die Gäste verwöhnen lassen, geht es dem Schiffspersonal, das unter prekären Bedingungen für wenig Lohn schuftet, weniger gut. 

Donau-Kreuzfahrten sind der Inbegriff von Luxus und Romantik. Mittlerweile gibt es zahlreiche Anbieter, manche Cruiser starten in Rumänien und fahren westwärts bis nach Linz, während andere die umgekehrte Route fahren oder nur eine Teilstrecke auf der Donau zurücklegen. Die Kosten variieren stark nach Dauer, Saison und Kabinenklasse. Die Passagiere genießen exquisite Weine, ein reichhaltiges Kulturprogramm und atemberaubende Panoramen. Für gute Unterhaltung am Schiff wird gesorgt, beispielsweise mit einem Gala-Abend. Den Gästen wird jeder Wunsch von den Augen abgelesen.

Doch wie geht es dem Personal, welches das alles möglich macht, den Köchinnen und Köchen, den Kellnerinnen und Kellnern, dem Reinigungspersonal?

Die internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) führte stichprobenartige Kontrollen durch. Laut ihrem Bericht verdienen viele Schiffsbedienstete weniger als 2,80 Euro pro Stunde und einen monatlichen Nettolohn von gerade einmal 800 Euro. Die Arbeitstage dauern dabei bis zu 14 Stunden und die Lebensbedingungen der Angestellten sind eine Zumutung. Es hausen zwei bis drei Leute in einer winzigen Kabine ohne Fenster, worin es eng, stickig und laut wird.

Missstände auf einem Schiff sind deutlich schwerer zu kontrollieren als bei einem Betrieb am Land. Die Branche ist klein und „mobil“, bedauert die österreichische Gewerkschaft Vida, welche für Schifffahrtsangestellte zuständig ist. Selbst bei Schiffen, die in Österreich starten, ist der Arbeitsort der Besatzung meist im Ausland.

Die Wirtschaft in Österreich, vor allem Wien, profitiert sehr vom Donau-Tourismus. Im Jahr 2023 begaben sich 440.000 Menschen auf eine Donaukreuzfahrt ab bzw. durch Österreich, was zu einer Wertschöpfung von rund 139 Millionen Euro führte. In den letzten Jahren erlangten Schifffahrten auf der Donau besonders bei amerikanischen und chinesischen Touristinnen und Touristen Beliebtheit.

Der führende österreichische Anbieter im Bereich der Flusskreuzfahrten Lüftner Cruises präsentiert sich als „österreichisches Familienunternehmen“. Mit ihren 14 „Amadeus“-Schiffen befahren sie die Donau, Seine, Rhône, Saône, und zahlreiche weitere Flüsse. In Österreich agiert das Unternehmen jedoch nur als Reisebüro. Das Personal auf den Schiffen – einschließlich Kapitänen, Offizieren, Mechanikern sowie Mitarbeitenden in der Hotellerie und Gastronomie – ist über Unternehmen in Rumänien, Zypern oder der Schweiz angestellt, die wiederum über Agenturen in Indonesien oder Mauritius Arbeitswillige rekrutieren. Insgesamt umfasst das Netzwerk dieses Kreuzfahrtriesen über zehn Gesellschaften im In- und Ausland. Dies führt dazu, dass die Firma im Jahr 2022 mit nur 23 fest angestellten Mitarbeitern einen Umsatz von rund 70 Millionen Euro, davon 20 Millionen Euro Gewinn, erzielte.

Auf Anfrage des STANDARD rechtfertigt sich das Unternehmen damit, dass ihre Vorgehensweise in der Branche üblich wäre. Der Unternehmensberater Sebastian Frankenberger kann das „Branchenproblem“ bestätigen, er ist in Wien und Passau tätig und bringt jahrelange Erfahrung mit. Leider sei es oft so, dass hinter Reedereien, Schiffsbetreibern, Reisebüros sowie den Arbeitgebern von Kapitänen, Mechanikern und Hotel- sowie Restaurantpersonal mehrere unterschiedliche Unternehmen involviert sind. Diese Art von Outsourcing ist für die Betroffenen oft problematisch: „Wenn alles nur noch auf Leasing basiert, verdiene ich als Arbeitnehmer immer weniger – und stehe am Ende der Nahrungskette!“

Das Problem besteht darin, dass die Donau als „internationale Wasserstraße“ gilt. Das bedeutet, wenn der Firmensitz eines Kreuzfahrtschiffsunternehmens nicht in Österreich ist, greift auf der österreichischen Donau auch nicht das hiesige Arbeitsrecht. Die aktuelle Gesetzeslage begünstigt Unternehmen, die ihren Sitz in Länder verlagern, in denen „die Arbeitskosten geringer besteuert werden als in Österreich“, wie Wolfram Mosser-Brandner, Vorsitzender der Berufsgruppe Schifffahrt in der Wirtschaftskammer, kritisiert. Aus seiner Sicht wären europaweit einheitliche Standards „aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit“ wünschenswert. 

Dabei würden es sich die Unternehmen der Branche locker leisten können, ihre Angestellten auf Basis von österreichischen Standards zu beschäftigen. Aber: Die Reisenden müssten wohl etwas tiefer in die Tasche greifen. Um die Beschäftigten fair bezahlen zu können, müsste man die Kosten etwa verdoppeln, meint Mosser-Brandner.

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