Allein in Österreich verschwinden jedes Jahr Tausende minderjährige Flüchtlinge. Die Problematik ist seit Jahren bekannt und trotzdem scheint sich nicht viel daran zu ändern. Eine Bestandsaufnahme.
Der Fall Amina Diallo
Wenn ein Kind, das in Österreich geboren und aufgewachsen ist verschwindet und dessen Eltern eine Vermisstenanzeige bei der Polizei erstatten, kommt es nicht selten vor, dass auch die Medien darüber berichten. Verschwindet ein Kind, das auf der Flucht vor unerträglichen Zuständen nach Österreich kommt und hier weder Eltern noch Bezugspersonen vorfindet, hält sich die mediale Berichterstattung darüber wahrscheinlich stark in Grenzen. Dabei wäre es mit Sicherheit nicht verkehrt zu beleuchten, dass Flüchtlingskinder in Österreich regelmäßig in großen Zahlen verschwinden, zumal es systematisch stattzufinden scheint und viele dieser Fälle vermeidbar wären. Einer dieser Fälle ist jener von Amina Diallo, über die das News-Magazin hier berichtet hat.
Amina kam 2015 aus Guinea mit ihrem Bruder nach Österreich. Sie nahmen für bessere Lebensbedingungen eine höchst gefährliche Reise in Kauf, die vorerst im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen ihr Ende fand. Aminas Bruder Ibrahim konnte dort als Hilfskoch arbeiten, während sie zunächst medizinische Hilfe benötigt hat. Nach wenigen Wochen verschwand Amina spurlos aus dem Lager. Ibrahim ging zur Polizei, bekam auch Hilfe von Andrea Holz-Dahrenstaedt, Anwältin bei der Kinder-und Jugendanwaltschaft in Salzburg. Aller Bemühungen zum Trotz hat man bis heute nichts mehr von Amina gehört oder gesehen.
Jugendliche werden oft allein gelassen
Viele Kinder und Jugendliche, die in Österreich ohne erwachsene Verwandte um Asyl ansuchen, verschwinden spurlos. Wichtiger Grund dafür sei, dass die Kinder vor Ort, also beispielsweise im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen, keine Obsorgeberechtigten haben. So sind sie allein auf Informationen in ihrer Peer-Group angewiesen und können leicht von Fremden beeinflusst werden. In Traiskirchen kann man sich frei bewegen, das führt auch dazu, dass sich Kriminelle ums Zentrum herum aufhalten und dort auf Kinder treffen und diese beeinflussen oder auch mitnehmen können. Vor allem junge Afghanen sind betroffen, allerdings verschwinden auch viele Kinder aus anderen Gebieten, in denen die Lebensumstände hart sind.
Amnesty International fordert kindergerechte Betreuung
Obwohl im aktuellen Regierungsprogramm die schnelle Obsorge für unbegleitete geflüchtete Kinder beschlossen wurde, steht die Umsetzung immer noch aus. Die dafür von der Bundesregierung bereitgestellten Mittel sind zu niedrig. Dadurch weigern sich die Bundesländer, die Verantwortung für diese Kinder zu übernehmen, und stellen zu wenig Quartiere zur Verfügung. Amnesty International fordert vom Innenministerium die notwendigen finanziellen Mittel für eine kindergerechte Betreuung ab Tag 1. Damit würde es in vielen Fällen nicht zu Schicksalen wie jenem von Amina Diallo und ihrem Bruder Ibrahim kommen, die sich ihren Wunsch nach einem besseren Leben in Europa mit Sicherheit ganz anders vorgestellt haben als das, was seit 2016 mit Aminas spurlosem Verschwinden passiert ist.
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